Saturday, July 18, 2009

Wissen oder glauben?


Ein Rabiner, ein Christ, ein Moslem, in Sikh und ein Mormone sitzen an einem runden Tisch.

Ein Atheist stellt ihnen Fragen.

Was sich liest wie die Einleitung zu einem schlechten Witz, fand in der Tat vor kurzem statt. Und zwar vor einer Woche in Las Vegas.

Die Veranstaltung nannte sich "The Sacred Text Project"; insgesamt waren über 120 Redner auf diesem "Freiheitsfest" vertreten.

Unter anderem auch fünf Religionsführer und Gelehrte, die ihre jeweils heiligen Schriften verteidigen sollten.

Der Moderator, Michael Shermer, seines Zeichens Gründer und Herausgeber des Magazins "Skeptic" und Autor des Skeptischen Jahrbuches war an schönen Worten und politischer Korrektheit nicht interessiert.

Er wollte keine Samthandschuhe, sondern erwartete von diesen Gelehrten, dass ihre jeweiligen Standpunkte knallhart verteidigen sollten.



Shermer war seinerseits bei der Wortwahl nicht zimperlich. Er wollte von den Anwesenden wissen, woher sie wüssten, dass ihre Glaubensansichten der Wahrheit entsprächen.

Wieso seien die Ansichten der anderen nicht richtig?

Die Gelehrten antworteten wortgewandt.

Doch keiner konnte Shermers Frage direkt beantworten.

Kein einziger konnte unabweisbare Beweise vorlegen.

Doch ...

wenn alles ohne den Schatten eines Zweifels belegt werden könnte, wieso sollte man es dann noch "Glauben" nennen?

Wissenschaftler vom Schlage eines Shermer nähern sich der Wahrheitssuche von verschiedenen Seiten.

Die Wissenschaft geht immer vom Stand Null aus, das heißt: solage etwas nicht schlüssig bewiesen ist, gilt es als noch nicht "wahr".

Dann folgen Laboruntersuchungen und statistische Tests. Die Beweislast wiegt schwer. Immerhin muss sie wiederholbar, falsifizierbar, statistisch signifikant und veröffentlicht werden.

Fundamentalisten werfen den Wissenschaftlern nicht selten vor, dass diese arogant seien und Nabelschau betrieben. Auf einige trifft dies sicherlich zu.

Aber selbst wenn die wissenschaftlichen Experimente schlüssig und zweifelsfrei erscheinen, gelten sie immer nur vorläufig.

Jedes Ergebnis wird irgendwo zwischen der absoluten Wahrheit und dem absoluten Irrtum angesiedelt, aber es handelt sich niemals um das letzte Wort. Es ist also durchaus in Ordnung, zu sagen:
"Ich bin mir nicht sicher" oder "Schauen wir mal, was noch herauskommt"

Der Physiker Richard Feyman schreibt:

"Die Ausmaße des Universums sind beeindruckend; wir sind dagegen nur kleine Partikel, die neben Milliarden von Sonnen in der Galaxie um die Sonne herumschwirren, wobei unsere Galaxie nur eine von weiteren Milliarden Galaxien ist ...
Es gibt Atome, die allesamt unabänderlichen Gesetzen zu folgen scheinen. Nichts kann sich diesen Gesetzmäßigkeiten entziehen. Die Sterne bestehen aus derselben Substanz wie auch die Tiere, aber in einer derart erstaunlichen Komplexität, dass sie - wie auch der Mensch - lebendig erscheinen.

Das Leben als Teil des universellen Mysteriums zu sehen, ist eine nur selten beschriebene Erfahrung. Normalerweise löst sie Gelächter aus; die Leute spötteln über die Nichtigkeit, dieses Mysterium begreifen zu wollen. Die Wissenschaft steht dem ehrfürchtig gegenüber und verliert sich in Ungewissheit ..."


Kurzum: Die Wissenschaft bestätigt, dass sie ihre Begrenzungen hat und fehlbar ist.

Wir untersuchen Dinge, die uns entweder unbekannt sind oder die wir so gut wie nicht verstehen. Um wissender zu werden, müssen wir demütig und bescheiden bleiben und einräumen, dass wir eine ganze Menge nicht wissen.

Die Religion befasst sich im Gegensatz zur Wissenschaft auch mit moralischen Fragen:

"Darf ich dies tun?"

"Soll ich jenes tun"?


Sie behandelt Fragen wie die Vorherrschaft der Liebe, die Einigkeit der Menschheit, den Wert des Einzelnen ...

Beide Seiten jedoch bestätigen ein wichtiges Prinzip:

Das Prinzip der Demut.

Benno Schmid-Wilhem
für

I-Bux.Com
Wissen, das Ihr Leben gestaltet