Die Mittelmeerinsel Menorca ist ein flaches Eiland. Der höchste - und einzige - "Berg", der Monte Toro ist lokal sehr begrenzt und hält mit seinen gerade mal 357 Metern Höhe keine Winde ab.
Im Gegensatz zur größeren Schwesteninsel Mallorca, welche durch eine Bergkette im Nordwesten von den winterlichen Winden geschützt wird, peitscht auf Menorca im Winter der Wind, der "über die Berge kommt", der Tramontana.
Deshalb gibt es hier keinen Wintertourismus.
Die kurze Sommersaison geht jetzt also zu Ende.
Gestern abend hatte ich deshalb das Vergnügen, in einem Strandlokal von einer Hotelleitung zu einem Saisonabschlussessen eingeladen zu werden.
Wir waren etwa achzig Personen; ein buntes Völkergemisch.
Es wurde viel gelacht, das Essen war ausgezeichnet, die Stimmung prächtig.
Doch ich hatte noch ein weiteres Glück:
Die Dame, die neben mir saß, erzählte mir eine Metapher, die ich einfach zum Besten geben muss, solange sie noch "taufrisch" ist.
Man stelle sich einen Garten vor. Für die Pflege sind ausschließlich wir selbst zuständig. Ein jeder von uns ist alleinverantwortliche Gärtnerin bzw. Gärtner in diesem Garten des Lebens.
Die Pflanzen stehen für das, was wir in unserem Leben haben.
Einige Pflanzen symbolisieren unsere berufliche Situation,
andere die zwischenmenschlichen Beziehungen,
wieder andere unsere Hobbys
oder unsere körperliche Fitness ...
Wenn wir uns unseren Garten ansehen, können wir uns eine Reihe von Fragen stellen:
Erhalten alle Pflanzen dieselbe Aufmerksamkeit?
Sind einige davon Mauerblümchen und brauchen mehr Pflege?
Ist die Anzahl der Pflanzen angemessen?
Wenn wir zu viele haben, übernehmen wir uns vielleicht.
Haben wir jedoch zu wenige und durch widrige Umstände gehen diese auch noch ein, dann bleibt uns gar nichts mehr.
Aber in diesem Garten befinden sich nicht nur Pflanzen, sondern auch Saatgut.
Das sind unsere Ziele.
Warum haben wir ausgerechnet dieses Saatgut vorrätig und kein anderes?
Liegt es vielleicht daran, dass wir mit dem Nachbarn gleichziehen wollen?
Oder haben wir uns etwas einreden lassen, was gar nicht unserem Herzenwunsch entspricht?
Soll daraus wirklich etwas wachsen, was unserem Innersten entspricht?
Das Wachstum dieser Pflänzchen braucht seine Zeit.
Viele Gärtner werden unruhig oder verlieren die Nerven.
Dann kaufen sie wieder neues Saatgut und versuchen es damit.
Vielleicht wächst dieser andere Samen ja schneller als der vorherige?
Diese "Strategie" führt dazu, dass zwar viel Saatgut vergeudet wird, aber nie etwas zur Reife und Blüte gelangt.
Sind wir geduldige Gärtner?
Viele Gärtner bilden sich ein, dass die Pflanze genauso zu wachsen habe, wie sie es sich vorgestellt haben.
Wenn sie eine andere Gestalt oder Farbe bemerken, sehen sie sich als Versager oder meinen, sie hätten bei der Auswahl des Saatsguts daneben gegriffen.
Andere Gärtner lassen sich dagegen gerne vom Leben überraschen.
Sind wir verzweifelt, wenn das Ergebnis anders ausfällt als erwartet?
In diesem Garten gibt es auch Unkräuter .
Diese stehen symbolisch für ...
- unsere Ängste
- unsere Unsicherheiten
- unsere Zweifel
- unsere Komplexe
- unsere Sorgen ...
Es gibt Gärtner, die ihre gesamte Zeit darauf verwenden, diese Unkräuter auszumerzen. Darüber vergessen sie ganz die Pflege der übrigen Pflanzen.
Je mehr Unkräuter sie ausreißen, umso mehr verkümmern auch die schönen Pflanzen!
Unkräuter gibt es in jedem Garten.
Andernfalls wäre es ein sehr unnatürlicher und irrealer Garten.
Sind wir so erpicht auf die Unkrautbeseitigung, dass wir die Pflege der schönen Dinge vergessen?
Ich habe diese Geschichte ein bisschen ausgeschmückt und meinem Stil entsprechend nacherzählt.
Aber finde sie zu schön und aufschlussreich, um sie nicht weiterzugeben -
und jetzt begebe ich mich auf mein Gartenbänkchen ...bevor es besetzt ist!
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