Saturday, January 26, 2013

Bücher,
die Ihre Weltsicht verändern können





26. Januar 2013

Es gibt überhaupt kein anderes Lebewesen, das so beeinflussbar ist wie der Mensch.
Jeder wird von etwas anderem beeinflusst. Meine Partnerin Aisha war zum Beispiel von Senecas Werk Epistulae morales: Briefe eines Stoikers angetan; ich selbst konnte - bislang - damit nicht viel anfangen. Vielleicht weil ich - obwohl ich mehrere romanische Sprachen spreche - niemals Latein gelernt hatte. Wahrscheinlicher aber ist es eine Sache des richtigen Zeitpunkts:

Manchmal kommt ein Buch erst dann, wenn man dafür bereit ist.


Ich hatte bereits in meiner Zeit in Deutschland die Auswahlbücher des Verlages "Das Beste aus Reader's Digest" bestellt. Jeweils vier Bücher (manchmal in Kurzfassung) sind zu einem Auswahlband zusammengefasst.
Einige davon möchte ich in diesem Beitrag gerne vorstellen.

Doch zunächst zum Warum:

Wir leben heute in der wesentlichen Welt in Gesellschaften, die viele Annehmlichkeiten bieten, doch manchmal - das ist zumindest mein Standpunkt - gehen Perspektive und geistiger Tiefgang auf Kosten des Materiellen.

Die Folge ist, dass die Menschen Vergleiche ziehen. Aha, der Nachbar hat sich also doch ein neues Auto gekauft oder Frau Huber war drei Wochen lang auf Bali.

"Und ich ...?"
Solche Vergleiche erzeugen ein Gefühl der Unzufriedenheit.

Das wird auch durch neueste Forschungen bestätigt. So stellt Chrystia Freeland in einem Buch mit dem Titel Plutocrats (nicht auf Deutsch erhältlich) zum Beispiel dar, dass sich Neureiche, die pro Jahr 20 und mehr Millionen durch Hedge Funds oder andere Investitionen verdienen, unglücklicher fühlen als andere, die man als "arm" bezeichnen würde.

Wieso denn das?, wundern Sie sich vielleicht.

Die einschlägigen Forschungen zeigen, dass mehr Einnahmen durchaus glücklicher machen können (bis zu einem gewissen Punkt), doch in armen Gemeinschaften ist jeder arm. Deshalb gibt es keinen Grund für Neidgefühle; der Nachbar hat schließlich auch nicht mehr.

Falls Sie sich ab und zu vielleicht frustriert fühlen, könnte Ihnen dieser "Post" eine gesündere Perspektive verschaffen. Das bringt mich wieder zu den Auswahlbüchern.

Einige der Auswahlbücher sind spannende Thriller und von hinten bis vorne erfunden. Auch gut.

Mir hatten es aber vor allem die historischen Tatsachenberichte und autobiographischen Romane angetan. Und diese Bücher befanden sich immerhin etwa 15 Jahre lang in meinem Regal, ohne dass ich sie gelesen hätte - so viel zum "richtigen Zeitpunkt".

Die Baskenmütze

Von Hans Blickensdörfer (1923 - 1997)
Der fließend Französich sprechende Hans Blickensdörfer gab sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs als Elsässer aus, um der Gefangennahme durch die Russen zu entgehen.
Dort hält man ihn jedoch für einen Spion und steckt ihn in das berüchtige Gefängnis "Bonne Nouvelle" (Rouen).
Er kann mehrmals fliehen, wird jedoch jedes Mal wieder gefasst.
Blickendörfers Erlebnisse wurden auch in Form von 3 DVDs verfilmt.

Nacht über dem Tal

Von Wendelgard von Staden
Wendelgard von Staden war 19 Jahre alt, als im Jahre 1944 30 jüdische Gefangene auf den elterlichen Hof abkommandiert wurden.
Sie beschreibt, wie wie mitbekam, wie im "Täle", später von den Nazis "Wiesengrund" genannt", bei Vahingen an der Enz ein KZ errichtet wurde. Den anderen Bauern war der Zugang zu den umliegenden Feldern verboten, aber ihr Vater hatte eine Sondergenehmigung, weshalb sie nach und nach erfuhr, was dort vor sich ging.
In diesem Lager kamen knapp 2200 Menschen um.
Eine Kindheit in Warschau

Von Isaac Bashevis Singer (1902 - 1991)
Der Nobelpreisträger Isaac Bashevis Singer verfasste seine Bücher ursprünglich auf Jiddisch.
Das Buch vermittelt einen Einblick in die Lebensumstände im Warschauer Getto.

Jauche und Levkojen

Von Christine Brückner (1921 - 1966)
Dieses Buch wurde 1978 als mehrteilige Fersehserie ausgestrahlt und ist auch auf DVD erhältlich.
Es beschreibt den Weg einer jungen Frau von einem Rittergut in Pommern bis ins zerstörte Berlin.
Es enthält wahrscheinlich auch einige Teile, die nicht autobiographisch sind, vermittelt aber einen guten historischen Einblick.
Kartoffeln mit Stippe

Von Ilse Gräfin von Bredow (1922)
Ebenfalls ein verfilmtes Buch (ZDF-Dreiteiler).
Das ist eher heiter, belegt aber die eingangs aufgestellte Behauptung, dass man trotz materieller Bedrägnis glücklich sein kann.

Nirgendwo in Afrika

Von Stefanie Zweig (1923)
Dieser autobiographische Roman erschien 1995, der entsprechende Film erhielt einen Oskar.

Kenia nahm während des Dritten Reiches 600 jüdische Flüchtlinge auf, darunter auch Frau Zweigs Familie.
Der Vater war Notar gewesen und tat sich schwer damit, sich als Landwirt einzuleben. Die Tochter, mit dem Pseudonym "Regina", freundet sich jedoch bald mit den Einheimischen an.
Das Schweigen des Nordens

Von Olive Frederickson(1922)
Dieses Buch spielt in den Wäldern Kanadas um das Jahr 1940.
Olive Fredrickson war eine typische Pioniersfrau, doch das Leben im unerschlossenen Kanada war entbehrungsreich und manchmal sehr gefährlich.

Im Westen nichts Neues

Von Erich Maria Remarque (1898 - 1970)
Der Erste Weltkrieg aus der Sicht eines jungen Soldaten.

Wie alle Berichte, die mit Kriegszeiten zu tun haben, macht dieses Buch besonders deutlich, dass wir auf einem "hohen Niveau jammern".

Queen

Von Alex Haley (1921 - 1992)
Queen war eine Südstaatensklavin, Haleys Großmutter.
Alex Haley konnte das Buch selbst nicht fertigschreiben, deshalb vollendete es David Stevens anhand der vorhandenen Tonbandaufzeichnungen.

Folge dem Lauf des Flusses

Von James Alexander Thom
Der Titel, unter dem ich dieses Buch gelesen habe, lautet "Wildnis ohne Erbarmen."
Eine junge, hochschwangere Frau (Mary Draper Ingles - 1732 bis 1815) wurde von Indianern entführt; es gelingt ihr die Flucht und sie marschiert 800 Meilen zurück.

Warten auf Antwort Von Margret Bechler (1914 - 2002)
Margret Bechler war die Ehefrau eines Nazi-Offiziers, der sich später der sowjetischen Ideologie anschloss und Innenminister der DDR wurde (Bernhard Bechler).
Ihr Mann lies sie für Tod erklären und heiratete erneut.
Frau Bechler verbrachte 12 Jahre in verschiedenen Gefängnissen.


Das ist eine Auswahl meiner "Winterlektüre".

Solche Bücher sind einerseits Geschichtsbücher, aber vor allem zeigen sie auch, wozu der Mensch - im Guten wie im Schlechten - im Stande ist und wie lachhaft so viele unserer "Probleme" im Vergleich dazu sind.

Benno Schmid-Wilhelm

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