1847 wurde in einer kleinbürgerlichen Familie im südwürttembergischen Giegen ein Mädchen namens Margarete Steiff geboren. Damals waren die Aussichten für Frauen nicht sonderlich rosig: Kinder, Heim und Herd.
Aber für Klein-Margarete gab es nicht einmal das: sie erkrankte an Kinderlähmung. Danach war sie an beiden Beinen gelähmt und auch die rechte Hand blieb schwach. Zeitlebens an den Rollstuhl gefesselt, müsste sie in einer Großfamilie mehr schlecht als recht durchgeschleppt werden.
Doch Margarete ergab sich nicht in ihr Schicksal. Sie wollte - trotz ihrer Behinderung - ein finanziell unabhängiges Leben führen. Und so setzte sie durch, dass sie eine Nähschule besuchen durfte; dort machte sie sich gewissermaßen selbständig, indem sie in Heimarbeit Frauenkleider nähte. Dann, im Jahre 1877, als Margarete 30 Jahre alt war, wurde sie stolze Besitzerin eines kleines Konfektionsgeschäfts.
Das reichte ihr jedoch nicht.
Sie hielt ständig Ausschau nach Neuem. Eines Tages sah sie in einer Zeitschrift einen Elefanten abgebildet und war sofort der Meinung, dass dies ein originelles Geschenk für ihre Kunden sei. Nach dem Bild fertigte sie aus Filzresten acht Nadelkissen in Elefantenform. Schnell bemerkte sie, dass dieses Nadelkissen vor allem Kindern gefiel, die es als Spielzeug benutzten.
Die Produktion wurde ausgeweitet. Ein paar Jahre später verkaufte sie jährlich bereits über 5000 dieser kleinen Elefanten.
Und wieder traf Margarete eine grundlegende, und damals höchst aberwitzige Entscheidung: Sie gründete die Filz-Spielwaren-Fabrik Giengen/Brenz und konzentrierte sich auf die Herstellung von Stofftieren: Esel, Kamele, Hunde, Katzen ...
Im Jahre 1909 hatte sie eine geniale Idee: Sie stellte den ersten Stoffbären her, den "PB 55".
P = Plüsch
B = beweglich
55 = 55 cm hoch.
Dieser PB 55 ist der Ahnherr des meistverkauften Spielzeugs der Welt, des Teddybären.
Sein Siegeszug begann mit der Entscheidung einer gelähmten Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen wollte.
Margarete Steiff ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Ausgangssituation eine unerhebliche Nebenrolle spielt. Es kommt darauf, wo Sie hin wollen!
Dr. Simone Gabriel
für
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