Thursday, December 21, 2006

Von der Bereitschaft, Fehler zuzugeben


Das Heranwachsen des Physikers Albert Einstein (1879 - 1955) erlaubt uns einige Rückschlüsse auf den großen Geist, der später daraus werden sollte.



Einstein schob sich nie nach vorne, um seinen Intellekt zur Schau zu stellen. Er war ein schweigsamer Mensch. Angeblich hatte er erst als Dreijähriger zu sprechen begonnen. Sicher ist zumindest, dass er länger gebraucht hat als die meisten Kinder.

Einsteins Eltern haben ihren Erstgeborenen alles andere als verhätschelt. Das Kind konnte im Grunde schalten und walten, wie ihm zumute war. Als Vierjähriger durfte er alleine in der Nachbarschaft umherstreifen. Gut, damals waren die Straßen nicht voller motorisierter Fahrzeuge, sondern das gängige Fortbewegungsmittel war die Pferdekutsche. Dennoch barg dies eine gewisse Gefahr für ein kleines Kind.


Als Einstein in seinen späten Zwanigern war, siedelte er mit seiner serbischen Frau Mileva und ihrem gemeinsamen Sohn nach Zürich um. In der Nähe wohnte auch Friedrich Adler. Die beiden freundeten sich an und trafen sich desöfteren zum Gedankenaustausch. Da beide Söhne hatten, kam es schon mal vor, dass die Jungs laut wurden und das Gespräch der Herren schwierg gestalteten.

Wiesen sie deshalb ihre Kinder an, ruhig zu sein?

Nein. Diese großen Denker ließen die Kinder Kinder sein und zogen sich ins Dachgeschoss zurück, wo sie ihre Konversation ungestört weiterführten.


Als Einstein fünfzig Jahre alt war, machten die Journalisten auf der Jagd auf ihn, damit er ihnen die einheitliche Feldtheorie verständlich erkläre. Die Reporter umlagerten sein Haus, in der Hoffnung auf ein Interview. Machen lauerten die Nacht über, um ihn abzupassen.


Einstein war das zuwider und versuchte, diesem Rummel so weit wie möglich zu vermeiden. Aber einem dieser Reporter gestattete er dennoch ein Interview: Carr Van Anda.


Van Anda war damals Chefreporter bei der New York Times und hatte ...


in Einsteins Berechnungen einen Fehler gefunden!


War Einstein deshalb aus dem Häuschen?


Keineswegs! Er war beeindruckt und gerade dieser Umstand verschaffte Van Anda später das ersehnte Interview.


Aus einer späteren Zeit, im Jahre 1935, als Einstein an der Princeton University lehrte, ist die Anektode bekannt, dass Einstein auf die Frage, was er denn für seine Studien bräuchte, geantworte habe: "Einen Schreibtisch, einige Blöcke und Stifte und einen großen Papierkorb - in dem Platz für alle meine Fehler ist."


Albert Einstein ist ein beispielhaftes Vorbild dafür, wie wir aus unseren Fehlern lernen können. Statt darauf zu beharren, wie Recht wir doch hätten, tun wir besser daran, konstruktiven Einwänden zuzuhören und besser zu werden.


Wir können dafür sogar dankbar sein.


BSW

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